Der Vergaser im Detail
Die Aufgabe des
Vergasers ist es,.ein Kraftstoff-Luft Gemisch aufzubereiten und
fein dosiert der Verbrennung im Zylinder zuzufügen. Dafür gibt es im
Vergaser verschiedene Regulierungsmechanismen (zum Beispiel: Düsen
und Schwimmer), um die verschiedenen Anforderungen des Gemisches
sicherzustellen, wie z.B.: Starten, Leerlauf , Beschleunigung,
Volllast.
Wie im Menüpunkt
Die Kraftstoffversorgung beschrieben,
hat ihr Benzin bereits einen langen Weg zurückgelegt und ist an
einem oder mehreren Vergasern angekommen. Aber wie kommt es hinein?
Wenn Sie auf Ihren Pumpball in der Leitung drücken, muss das Benzin
als erstes im Vergaser das Schwimmernadelventil passieren.
Die Schwimmerkammer
wird jetzt gefüllt, bis der Schwimmer aufsteigt, die Schwimmernadel
in ihren Sitz drückt und den weiteren Zulauf stoppt.
Die Schwimmerkammer ist also immer etwas gefüllt. Klemmt das Ventil,
wird entweder der Zulauf gestoppt, oder der Vergaser läuft über.
Kaltstart
Die Kaltstarteinrichtung mit Starterklappe
Damit ein Verbrennungsmotor im kalten
Zustand gut anspringt, muss mehr Benzin als sonst üblich in den
Verbrennungsraum gelangen.
Bei älteren und kleinen Yamaha Motoren wird
dazu eine einfache Starterklappe vorne am Vergaser geschlossen.
Diese Klappe wird auch als Choke bezeichnet.
Bei geschlossener Chokeklappe erhöht sich
beim Starten der Unterdruck im Ansaugtrakt und saugt so mehr Benzin
durch die Düsen. Der kalte Motor kann
anspringen.
Dieses System ist sehr einfach und daher
auch ausfallsicher. Es verlangt jedoch nach einem erfahrenen
Skipper, der den Choke nicht zu lange einsetzt, da der Motor sonst
mit zu viel Kraftstoff angereichert wird.
Probleme beim Kaltstart können durch nicht richtig schließende
Chokeklappen verursacht werden.
Yamaha Außenbordmotoren
mit mechanischen Choke und Elektrostart sowie
Fernbedienung verfügen über einen extra Chokehebel am Schaltkasten
oder über eine Tastfunktion des Zündschlüssels. Hier kann geprüft
werden, ob die
Chokeklappen bei eingeschalteter Zündung und Druck auf den Schlüssel
schließen.
Kaltstart mit Chokeklappe
Beim Startvorgang
mit Elektro- oder Handstarter wird die Kurbelwelle des
Außenbordmotors gedreht und die Kolben erzeugen im Ansaugtrakt einen
Unterdruck. Da die Chokeklappe den Ansaugweg fast ganz verschließt,
saugt der Motor aus Haupt- und Leerlaufdüse sehr viel Kraftstoff an.
Mit diesem fetten Gemisch kann der kalte Motor anspringen, die
Chokeklappe muss anschließend schnell geöffnet werden, um die
Luftzufuhr zum Motor zu ermöglichen.
In der folgenden Abbildung sehen Sie eine schematisierte Zeichnung
eines Vergasers. Die Schwimmerkammer ist bereits gefüllt, die
Chokeklappe ( Luftklappe) ist für den Kaltstart geschlossen.

Der Motor im Leerlauf - Die Funktion
der Leerlaufdüse
Bei fast
geschlossener Drosselklappe soll der Motor langsam
im Leerlauf laufen.
Da jetzt die Hauptdüse die Versorgung
nicht mehr übernehmen kann, gibt es zusätzlich eine Leerlaufdüse.
Diese wird über die Hauptdüse mit Kraftstoff versorgt und lässt den
ihrerseits dosierten Kraftstoff, gemischt mit Luft, über einen
kleinen Kanal hinter der Drosselklappe austreten. Zur Feinjustierung
gibt es eine Leerlaufgemisch-Regulierschraube.
Die Leerlaufdüse ist viel kleiner als die
Hauptdüse und anfälliger für Verschmutzungen. Ist die Leerlaufdüse
verstopft, bleibt der Motor im Leerlauf stehen.
Der Motor ist angesprungen und läuft im Leerlauf

Nachdem Sie die
Chokeklappe geöffnet haben und den Gasgriff ganz zurückgedreht
haben, tuckert der Motor schön langsam im Leerlauf vor sich hin.
Schauen wir uns die Kraftstoffversorgung in diesem Betriebszustand
genau an:
Da die Drosselklappe
fast vollständig geschlossen ist, ist der Unterdruck an der
Hauptdüse sehr gering und die Versorgung über die Hauptdüse ist nicht
ausreichend. Jetzt kommt die Leerlaufdüse zum Einsatz. Im Vergaser
befinden sich nach der Drosselklappe mehrere kleine Bohrungen. An
diesen Bohrungen ist der Unterdruck jetzt besonders hoch. Ein
Kraftstoff-Luft-Gemisch wird über einen Kanal bis hinter die
Drosselklappe geleitet. In unserer Abbildung haben wir den
Kraftstofffluss zur einfacheren Ansicht unterhalb des Venturirohrs
eingezeichnet. In der Praxis verläuft dieser Kanal oberhalb des
Vergasers.
Der Teillastbereich
Angenommen, Sie
verlassen den Liegeplatz und möchten etwas schneller fahren. Dazu
wird die Drosselklappe ein wenig geöffnet, die Saugkraft des Motors
steigt an und es tritt mehr Kraftstoff aus der Hauptdüse aus. Für
diese Übergangsphase bis zur Vollast reicht die Versorgung aus der
Hauptdüse allein noch nicht aus. Deshalb wird zusätzliches Gemisch
aus der Leerlaufdüse über eine Bohrung vor der Drosselklappe
angesaugt.

Volllast-Fahrt
Die Drosselklappe ist
ganz geöffnet und die Strömungsgeschwindigkeit im Venturirohr ist
hoch. Der Motor kann ausreichend Kraftstoff aus der Hauptdüse
saugen. Hohe Drehzahlen und Leistungsabgabe sind möglich.

Typische Vergaserprobleme -
Ursache und Wirkung
Ursache:
Das Schwimmernadelventil
öffnet nicht, es kann kein Kraftstoff in den Vergaser einfließen.
Wirkung:
Der Motor startet nicht.
Ursache:
Das
Schwimmernadelventil schließt nicht.
Wirkung: Der Vergaser läuft über: Ist der Motor nach
hinten geneigt, läuft das Benzin in den Zylinder, ist der Motor nach
vorne geneigt, läuft Benzin aus dem Vergaser aus.
Ursache: Starke Verschmutzung.
Wirkung:
Ist die
Hauptdüse verstopft, wird der Motor oder, bei Mehrfachvergasen, der
entsprechende Zylinder nicht laufen.
Ist die Leerlaufdüse verstopft, wird
der Motor im Leerlauf ausgehen.
Magerpatschen
Ist die Leerlaufdüse durch anhaftende Verunreinigungen verengt,
kommt es häufig zum Magerpatschen. Das zu magere
Kraftstoff-Luftgemisch entzündet sich selbst vor dem eigentlichen
Zündzeitpunkt. Der Motor ‚patscht‘ in den Ansaugtrakt und im
Kurbelgehäuse entsteht ein Überdruck, der bei einigen Modellen durch
den unteren Kurbelwellen-Dichtring entweicht. Bei 2-Takt Motoren
wird dann eine kleine blaue Wolke am Motorschaft zu sehen sein.
Dieses ‚Magerpatschen‘ wird oft fälschlich als Fehler der
Zündanlage interpretiert.
Ursache: Wasser im Kraftstoff.
Wirkung: Der Motor springt
nicht an oder bleibt stehen.
Vergaserreparatur
Der richtige Weg zur Fehlerbehebung
Einen Königsweg für die Vergaserreparatur gibt es nicht. Nach
unserer Erfahrung ist es wie bei allen anderen Problemen mit ihrem
Motor wichtig, die Schadensursache zu erkennen, und diese isoliert
zu behandeln.
Es hat also durchaus Sinn, an einem Vergaser ausschließlich die
Leerlaufdüse zu reinigen, ohne weitere Komponenten zu zerlegen. Wenn
das zum gewünschten Erfolg führt, haben Sie Ihr ursächliches Problem
gefunden. Weitere Verschmutzungen, poröse Dichtungen und andere
nicht mehr so schöne Bauteile halten Sie auf einer To-Do-Liste fest
und reinigen und ersetzen diese, nachdem der Motor schon wieder gut
läuft. Das bedeutet mehr Arbeit, zeigt aber, ob diese Reparatur
erfolgreich war.
Bestellen Sie
auch keinen Reparatursatz auf Verdacht, nur in der Hoffnung, dass
nach dessen Montage schon wieder alles gut sein wird.
Das Ultraschallbad, Segen der Vergaserreparatur?
So ganz einfach
geht es mit einem Ultraschallbad auch nicht.
Wer seinen
geöffneten Vergaser in ein Ultraschallbad gibt, wird diesen mit
einer sauberen Oberfläche zurückbekommen. Der Innendurchmesser einer
Leerlaufdüse beträgt aber nur wenige Zehntel eines Millimeters. Wenn hier
nur eine winzige Anhaftung bleibt, ist das Problem nicht beseitigt.
Also: ein Ultraschallbad kann gut sein, mit Pressluft durch pusten
auch, in der Regel reicht das aber nicht. Düsen richtig reinigen
können Sie nur mechanisch. In der folgenden Abbildung sehen Sie die
Leerlaufdüse eines 40 PS Yamaha Außenbordmotors. Der
Innendurchmesser beträgt nur 0,4 mm. Eine einzelne Litze eines
Kupferkabels passt gut durch die Düse. Damit kann die Düse gereinigt
werden und das weiche Kupfer hinterlässt keine Schäden. Mehrere
Litzen zusammen können für die Hauptdüse verwendet werden.

Das Prime-Start-System
Das Prime-Start-System
ist eine Startautomatik, welche die Gemischbildung im Vergaser den
Umweltbedingungen anpasst.
Es gibt mehrere verschiedene Ausführungen.
Wir müssen zwischen 2-
und 4 Takt Modelle unterscheiden, da die 2 Takt Motoren - ob des
fehlenden Unterdrucks im Saugrohr - mit einer zusätzlichen
Förderpumpe ausgerüstet sind.
Prime-Start für 2-Takt
Modelle
Eine kleine
Membranpumpe, die fest mit einem Vergaser verbunden ist, wird durch
die Druckänderung im Kurbelgehäuse angetrieben. Die benötigte
Extra-Portion Kraftstoff, die zum Kaltstart benötigt wird, wird
direkt in den Vergaserflansch eingespritzt.
Die erste Generation
dieses Prime-Start-Systems wurde bereits 1989 bei den Modellen 40H
und 50D eingeführt. Dieses System wird noch manuell durch Drücken
des Zündschlüssels aktiviert. Dabei wird ein elektromagnetisches
Ventil geöffnet und die Kaltstarteinrichtung arbeitet solange, wie
der Bootsführer auf den Zündschlüssel drückt (ein Überfetten des
Motors ist möglich!)

Die zweite Generation des Prime Start
Systems urde 1992 eingeführt, zunächst nur für die Modelle 60F,
70B,80A und 90A, an 1995 auch für die Modelle 40V und 50H.
Bei diesem vollautomatischem System ist
die Förderpumpe am mittleren Vergaser angeflanscht und sorgt sogar
für ein Kraftstoff-Luft-Gemisch, das in den Ansaugtrakt gelangt.
Dieses System ist immer aktiv. Sobald der Motor seine
Betriebstemperatur erreicht hat, wird diese Anreicherung
verschlossen. Das geschieht mittels einer Düsennadel, die durch ein
Thermo-Wachsventil abgesenkt wird.

In diesem Bauteil
befindet sich eineSpule, die, wenn derMotor läuft, von der Lichtspule
gespeist wird.
Es wird Wärme erzeugt. Das im Ventil enthaltene Wachs dehnt sich mit
zunehmender Temperatur aus und lässt die Düsennadel nach unten
wandern. Dadurch wird die Kaltstart-Anreicherung beendet.
Außerdem reagiert das
Ventil auf die Außentemperatur. Liegt das Boot an einem heißen
Sommertag in der Sonne, ist der Motor bereits gut temperiert und
benötigt zum Start kein extra fettes Gemisch. Da sich das Wachs im
Startventil die Düsennadel bereits abgesenkt hat, ist die
Startanreicherung verschlossen. Ist es nicht mehr heiß aber warm,
ist das Ventil nur etwas abgesenkt. Yamaha Motoren mit
Prime-Start-System starten stets zuverlässig.
Prime-Start für 4-Takt Modelle
Bei den 4-Takt Motoren
ist der Unterdruck im Ansaugrohr so stark, dass auf eine extra Pumpe
zur Gemischanreicherung verzichtet werden kann. Der zusätzlich beim
Kaltstart benötigte Kraftstoff wird der Schwimmerkammer entnommen,
gelangt am geöffneten Thermo-Wachs-Ventil vorbei, wird dann mit Luft
gemischt und tritt hinter der Drosselklappe in das Ansaugrohr.
Der erste Motor
mit einer Unterdruck-gesteuerten Membrane war das Modell F9.9A.